Umgang mit Journalisten: 8 Tipps für Landwirte

Umgang mit Journalisten: 8 Tipps für Landwirte

2. Juli 2020

Franziska Rupp hat es hinter sich: Während der Maisaussaat hat sie ein Reporterteam begleitet. Im folgenden Artikel berichtet sie von ihren Erfahrungen und gibt 8 Tipps, was Landwirte für den Umgang mit Journalisten beachten sollten.

Ein Traktor mit einem Anhänger steht auf einem Acker. Daneben stehen 2 Personen, die man von vorne sieht und 2 Peronen mit dem Rücken zur Kamera.

Gespräche mit Reportern und Journalisten sind für viele Landwirte ein Graus … bzw. der Gedanken daran. Viel haben die negativen Berichte und Aussagen der vergangenen Monate im Kopf. Der Gedanke daran auch als „ewiger Jammerer“ dargestellt zu werden, verdirbt sicher jedem die Laune. Aber es kommt immer auf die Fragestellung an und was ich vermitteln möchte. Reportagen stellen schließlich eine gute Gelegenheit für uns Landwirte dar, unser Image aufzubessern.

Wir bewirtschaften einen Gemischtbetrieb mit Ackerbau und Schweinemast mit Biogas in Mittelfranken. Als einer der 14 Projektbetriebe bei Diabek, testen wir auf unserem Betrieb in diesem Jahr die teilflächenspezifische Maisaussaat. In diesem Zuge wurde eine Landwirtschaft-Zeitschrift auf uns aufmerksam und wollte über uns und unseren Versuch berichten. Das Besondere: Am Tag der Reportage haben wir die teilflächenspezifische Maisaussaat mit Unterstützung eines Lohnunternehmens getestet. Sowohl für uns, als auch für den Lohnunternehmer war das absolutes Neuland.

Auf dem Bild ist ein Traktor mit Anbaugerät bei der Feldarbeit zu sehen. Im Hintergrund ist eine hügelige Waldlandschaft.

Im Folgenden haben wir unsere Erfahrungen in 8 Tipps zusammengefasst, die beim Umgang mit Journalisten helfen können:

Tipp 1: Für das Thema brennen

Nachdem das Thema für uns interessant und auch hochaktuell
ist, war es sowohl für meinen Vater als auch für mich klar, darüber kann man
reden, da steht man dahinter. Diese Einstellung macht es leicht sich und das
erzählte/gezeigte gut darzustellen. Wenn man für ein Thema nicht brennt und
auch wenig Hintergrund hat, würde ich ein Thema nicht öffentlich darstellen.

Tipp 2: Einfache Sprache

Da das Hintergrundwissen der Leser oft sehr
unterschiedlich ist, sollte man zu Beginn nicht mit den Details beginnen. Es
wirkt positiv, wenn man zuerst sich und die eigenen Ansätze im Betrieb
vorstellt und im Anschluss Schritt für Schritt das Thema näher erläutert. Auf
Fachausdrücke sollte dabei verzichtet werden, damit auch ein Nicht-Landwirt
folgen kann.

Tipp 3: Das Format kennen

Geht es nur um einen kurzen Bericht, eine
Reportage oder evtl. auch um Videos? In unserem Fall war es eine Reportage mit
Video. Hierbei geht es häufig nicht um perfekte Drehbücher oder zitierfähige
Sätze. Je entspannter und natürlicher man auftritt, desto einfach fällt ein
Interview.

Tipp 4: Den Journalisten verstehen

Journalisten wollen spannende Geschichten
erzählen, die Ihre Zuhörer interessieren. Sind es Fachjournalisten oder
Journalisten die oft über mehrere verschiede Themenbereiche schreiben? Mit
Fachjournalisten, grade im landwirtschaftlichen Bereich, tut man sich in der
Regel etwas leichter. Sie bringen ein Grundverständnis für landwirtschaftliche
Themen mit. Reporter anderer Fachbereiche sind die Zusammenhänge vielleicht
nicht direkt klar. Deshalb lohnt es sich vorab in Erfahrung zu bringen, welchen
Themenschwerpunkt der Reporter hat. Auch kann man den Reporter im persönlichen
Gespräch direkt vor Ort fragen. Je nach Fachwissen kann man dann die Grundlagen
intensiver beschreiben oder mehr in die Tiefe gehen.
Wichtig dabei: Auch wenn der Reporter vertrauenswürdig wirkt. Er oder sie sind
aus beruflichen Gründen angereist. Inhalte, die man nicht in der Reportage
lesen oder hören will, sollten auch nicht angesprochen werden.

Tipp 5: Sich fragen: Was soll beim Leser ankommen?

Klar ist auch, man wird nicht jeden erreichen
und nicht jeder wird derselben Meinung sein, wie man selbst, selbst wenn es
wissenschaftlich belegt ist. Das ist in Ordnung, es soll niemand bekehrt
werden, sondern man will seinen Weg aufzeigen. Es geht darum, Einblicke in Abläufe
vom eigenen Betrieb zu geben, nicht den von Dritten.

Tipp 6: Zeit einplanen

Was man auf jeden Fall einplanen sollte, ist
Zeit. Da bereits für kleine Interviews und Filme schnell 2 – 3 Stunden vergehen
können, sind genaue Zeitangaben schwierig im Vorfeld abzuschätzen. In unserem
Fall wussten wir, dass die Reportage umfangreich werden könnte. Daher haben wir
für diesen Tag keine festen Termine eingeplant, um flexibel zu bleiben. Dann
lebt es sich am Drehtag auch entspannter.

Junge Maispflanze auf einem Acker. Im Hintergrund sind mehrere weitere Maispflanzen zu sehen.

Tipp 7: Cool bleiben

Wenn es um Videoaufnahmen geht, ist unsere
wichtigste Erkenntnis, langsam zu sprechen. Das klingt einfach, ist es vor der
Kamera aber dann nicht mehr wirklich. Es wäre extrem schade, wenn gute Aussagen
nicht für das Video genutzt werden können, weil man Sie einfach aufgrund der
Sprechgeschwindigkeit nicht versteht. Hier hilft ein bewusstes Durchatmen
zwischen den Sätzen, um ruhiger zu reden. Auch sollte man sich ein paar
Sekunden Bedenkzeit nehmen, nachdem eine Frage gestellt wurde.

Tipp 8: Im Team arbeiten

Grade, wenn mehrere Personen interviewt werden,
sollte man versuchen, sich gegenseitig Bälle zuzuspielen und nicht ins Wort
fallen. Wenn man zusammen mit einer anderen Person befragt wird, was bei einem
Familienbetrieb ja recht häufig der Fall, ergeben sich häufig differenzierte
Antworten, auch wenn man das gleiche Aussagen will. Das macht die Geschichte
aber auch spannend, grade bei unterschiedlicher Generationszugehörigkeit der
Interviewten.

Fazit

Mit dem Tag an sich waren wir sehr zufrieden. Die Technik lief ohne Störungen und es gab interessante Gespräche. Der starke Wind war für das Video vielleicht nicht grade ideal, aber das Wetter ist bekanntermaßen nicht zu beeinflussen, zum Glück. Wir sind gespannt auf das Ergebnis der Reportage aber natürlich auch auf die ersten Ergebnisse des Versuchs.

Franziska Rupp