Biologische Vielfalt von grünlanddominierten Kulturlandschaften unter der Lupe
Die abnehmende Biodiversität in unseren Ökosystemen ist ein wachsendes Thema in den Medien. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Vogel-, Insekten- und Pflanzenbestände in bedrohlichem Tempo schwinden. Die nationale Biodiversitätsstrategie und die bayerischen Strategie zum Erhalt und zur Steigerung der biologischen Vielfalt haben sich zum Ziel gesetzt, gerade in der „Normallandschaft“ außerhalb von Schutzgebieten besonders artenreiche Bereiche zu erhalten und sinnvoll miteinander zu verbinden. Vor allem Grünland als Nutzungsform nimmt immer weiter ab, bedingt durch Grünlandumbruch, Brachlegung, Aufforstung oder durch den Flächenbedarf für Infrastruktur und Siedlungsbereiche. Die sich daraus ableitende Dringlichkeit zur Untersuchung und Erhaltung der biologischen Vielfalt in grünlanddominierten Landschaften wird in dem vom Bayerischen Wissenschaftsministerium mit rund einer Viertel Million Euro geförderten Forschungsprojekt der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf aufgegriffen. Das von 2018 bis Ende 2020 am Biomasse-Institut am Campus Triesdorf laufende Projekt soll aufzeigen, welche Lebensräume im Untersuchungsgebiet „Oberes Altmühltal“ besonders artenreich sind, welche Vielfalt an Arten und Vegetationstypen vorhanden ist und was mehrjährige Naturschutzmaßnahmen bewirken können. Im Projektgebiet befinden sich außerhalb der Schutzgebiete ausgedehnte Überflutungsbereiche, die eine Grünlandnutzung bedingen. Der Kern der Untersuchung konzentriert sich auf das Wiesmet, einem Natura2000-Gebiet mit einer in Bayern sehr hohen Bedeutung für Wiesenbrüter. Dort gibt es neben konventionell genutzten Wiesen und Reinsaatflächen auch Vertragsnaturschutzflächen mit spätem Erstmahdtermin. Hier soll auch ein experimenteller Blockversuch durchgeführt werden, da über das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm (VPN) die Bewirtschaftungsvarianten wie Mahdzeitpunkt oder Mähtechnik sowie der Wasserhaushalt in einem gewissen Rahmen gesteuert werden können.
Mit den Ergebnissen des Projektes hoffen die Forschenden aufzuzeigen, welche Lebensräume besonders artenreich sind, welcher Reichtum an Gefäßpflanzenarten und Vegetationstypen im Durchschnitt vertreten ist und was bei mehrjährigen Anstrengungen über die VPN-Maßnahmen maximal erreicht werden kann. Letztendlich soll beurteilt werden, wie groß der Bedarf an Maßnahmen zugunsten der Vielfalt der Gefäßpflanzen in der Normallandschaft ist. So kann entschieden werden, ob bisherige Naturschutzmaßnahmen wie bisher weitergeführt werden können. Die Ergebnisse finden Anwendung in der Praxis des Vertragsnaturschutzes und schaffen zugleich einen Bewertungsrahmen für Vielfalt. Sie unterstützen die Entscheidungen der Naturschutzbehörden und des Landschaftspflegeverbandes zur Steuerung der Nutzung und des Wasserregimes.