„Lichtmesstag“ in Triesdorf: Klimaschutz und Landwirtschaft – Herausforderungen und Chancen

„Lichtmesstag“ in Triesdorf: Klimaschutz und Landwirtschaft – Herausforderungen und Chancen

 

Derzeit steht die Landwirtschaft im Fokus der Öffentlichkeit. Passend zu dem bestehenden Spannungsfeld passte das Thema „Klimaschutz und Landwirtschaft – Herausforderungen und Chancen“ des diesjährigen Lichtmesstags. Veranstaltet wurde dieser Tag vom Forum für Energie und Landtechnik der landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf. Zu den Referenten zählten auch zwei Professoren der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), die zu forschenden Professoren am Biomasse-Institut gehören. Insgesamt lockte der Lichtmesstag über 300 Interessierte nach Triesdorf.

Die Land- und Forstwirtschaft zählt zu den Branchen, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind. Doch Landwirte sind nicht nur Betroffene, sie haben auch ein enormes Potenzial, das Klima zu schützen. Einblicke in dieses Potenzial und künftige Herausforderungen erhielten die zahlreichen Besucher in verschiedenen Fachvorträgen.

Aus aktuellen Ernährungstrends und Erwartungen der Gesellschaft ergeben sich zwangsläufig Herausforderungen an die Landwirtschaft. Herrn Lamprecht der Firma Virda Beratung, der ehemals im Lebensmitteleinzelhandel tätig war gab hierzu wichtige Informationen. Trends wie Regionalität, Bio, weniger Fleischkonsum, unverpackte Lebensmittel und der außer Hauskonsum spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der Ernährung. Nach Herrn Lambrechts Einschätzungen stellen Trends wie die Regionalität und weniger Fleischkonsum stabile Ernährungstrends dar, wohingegen „unverpackt“ eher eine Nische bleiben würde. Herausforderungen sah er besonders darin, die Vertrauenswürdigkeit in die Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung zu stärken. Weiterhin gilt es, die Landwirte in die Nachhaltigkeitskette zu integrieren und eine einheitliche Kennzeichnung von Erzeugungsstandards zu schaffen.

Prof. Dr. Peter Breunig, Mitglied des Biomasse-Instituts und Professor für Marketing und Marktlehre an der HSWT, veranschaulichte eindrücklich, was Landwirte für den Klimaschutz tun können. Stichwort war der Humusaufbau. Eine Tonne Humus könne 2,13 Tonnen CO2 speichern. Verschiedene Landnutzungssysteme lassen sich unter Berücksichtigung der sogenannten Opportunitätskosten hinsichtlich ihres CO2-Speicherungspotenzials vergleichen. Aufgrund der höheren Erträge und des sich daraus ergebenden niedrigeren Flächenverbrauchs könne der konventionelle Landbau mehr CO2 speichern. Somit sei es beispielsweise aus Sicht der CO2-Bilanz sinnvoller, Weizen konventionell anzubauen. Ein Appel ging an die Politik, dass bei der Bewertung von Landnutzungssystemen die Flächennutzung miteinbezogen wird.

 

Prof. Dr. Bernhard Bauer, wissenschaftlicher Institutsleiter des Biomasse-Instituts, während seines Vortrages am „Lichtmesstag“ 2020 in Triesdorf.

Humus speichert CO2. Doch wie können Landwirte die Humusgehalte in den Böden erhalten bzw. speichern? Auf diese Frage ging Prof. Dr. Bernhard Bauer, wissenschaftlicher Leiter des Biomasse-Iinstituts und Professor für Pflanzenbau an der HSWT, und Markus Heinz, Leiter der Abteilung Pflanzenbau und Versuchswesen der landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf ein. Humus könne über die regelmäßige Zufuhr von organischer Substanz und einer angepassten Bewirtschaftungsweise aufgebaut werden. Schwierig ist aber die Quantifizierung des Humusaufbaus durch die Analytik. Da sich Humus im Boden nur sehr langsam anreichert, seien Veränderungen nur schwer sichtbar zu machen. Da der Humusaufbau Hand in Hand mit einem Humusabbau geht, ist die Humusanreicherung eine „Generationenaufgabe“. Die Forschung sei hier in der Pflicht, verschiedene Bewirtschaftungsmaßnahmen hinsichtlich ihres Humusaufbaupotenzials zu bewerten.

Einen CO2-Zertifikatehandel und Kompensationsprojekte zwischen Landwirten, die CO2 speichern können und Industriepartnern, die CO2 ausstoßen, sahen Norbert Bleisteiner von den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf und Michael Horsch, der Firma Horsch Maschinen GmbH, als aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Die Veranstaltung wurde mit einer Podiumsdiskussion, zu der Dr. Josef Bosch, Firma FarmFacts GmbH und Dr. Peter Pluschke, Umweltreferent der Stadt Nürnberg & GF Forum Klimaschutz und Nachhaltige Entwicklung in der Metropolregion Nürnberg hinzukamen, abgeschlossen.

Der diesjährige Lichtmesstag in Triesdorf hat eine wichtige Botschaft vermittelt: Landwirte müssen ihr Potenzial für den Klimaschutz nutzen und eine Vorreiterrolle einnehmen. Grundlegend hierfür ist eine offene und aktive Kommunikation der Landwirtschaft mit der Gesellschaft. Außerdem braucht es auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende politische Entscheidungen. Nur so kann der bedeutende Beitrag der Landwirtschaft für den Klimaschutz ausgeschöpft werden.

 

18.02.2020, Anna-Lena Manz + Franziska Kohlrausch